Im Fluss mit dem Leben

Interview mit Patricia Mösch

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Die Wohnung von Patricia ist auch ein Vision-Board. An Wänden und Türen kleben Bilder und Texte von ihren Visionen und auf dem langen Fenstersims stehen symbolische Objekt von ihren Träumen wie das Haus am Meer oder die Feder für ihr Buch-Projekt. Über dem Wasserhahn klebt eine Karte mit "Geldfluss", welche sie erinnert, dass der Fluss vom Geld ähnlichen Gesetzen folgt, wie der Fluss des Wassers.

Auf dem Spaziergang am Sempachersee wird mir schnell klar, wieso es bei Patricia nicht lange bei der Vision bleibt. Ihr grosses Vertrauen in den Fluss des Lebens wirkt sehr ansteckend. Die Klarheit ihrer Haltung springt wie ein Funke, macht neugierig auf mehr, inspiriert mich, neue Perspektiven einzunehmen.

Peter: Welche Erfahrungen und Erkenntnisse haben deinen Weg geprägt?

Patricia: Als Kind war ich sehr angepasst. Ich wollte gut sein, ein braves Mädchen. Diese Eigenschaft habe ich während der Schul- und Lehrzeit weiterentwickelt, bis ich irgendwann aufgewacht bin. Moment mal! Es lohnt sich nicht, mich für meine Wünsche zu schämen und schon gar nicht, sie zu ignorieren.

Als Beispiel habe ich bei einer Arbeitsstelle meine Kündigung immer hinausgezögert, obwohl ich täglich dachte: Macht doch diese Arbeit selbst!

Heute weiss ich: wenn man eine Stelle behält, obwohl vieles nicht mehr stimmt, erschafft man sich irgendwann selbst die Kündigung. Das ist mir zweimal passiert. Dann habe ich das begriffen. Seither akzeptiere ich keine Situationen, die nicht stimmig sind. Wenn ich darauf keinen Einfluss nehmen kann, gehe ich. Dann bin ich nicht mehr am richtigen Platz.

Als ich ungefähr 8 Jahre alt war, bekam mein Vater die Möglichkeit, ein Elektrogeschäft zu übernehmen. Damit wurde mir zum ersten Mal bewusst, dass ich nicht „nur“ angestellt sein kann. Ich habe heute Verständnis, dass ihm das Risiko mit unserer 7-köpfigen Familie zu gross war.  Damals hätte ich mich gefreut, wenn er diesen Schritt gewagt hätte. Abgehalten hat es mich nicht, im Gegenteil, der Funke blieb die ganze Zeit lebendig.

Mein Traum, Superwoman zu sein, hatte ich ungefähr im selben Alter. Ich war Ärztin, Pilotin, Lehrerin, immer genau das, was es gerade brauchte. Heute habe ich wieder dieses Gefühl. Nicht, dass ich alles kann, aber ich habe das Vertrauen, allen Herausforderungen gewachsen zu sein und ich sehe, was mein Beitrag bewirkt, erkenne meinen Wert für die Menschen, denen ich begegne. Auch die Geburt meines Sohnes hat mich darin bestärkt: Ich schaffe alles, kann kommen was will!

Meine Weltreise allein zu machen, war meine beste Entscheidung! Ich durfte meiner Intuition folgen. Auf dem Flug ins jeweils nächste Land habe ich mir meine Wünsche notiert, was ich erleben wollte. Der Rest war offen. Vor Neuseeland schrieb ich intuitiv: Ich möchte einen Architekten kennen lernen. Ich habe mich schon immer für Architektur und Interior Design interessiert, habe sogar als Teenager diese berufliche Option geprüft. Am zweitletzten Tag in Neuseeland brachte ich eine Reisekollegin zu ihrem nächsten HelpX-Host nach Auckland. Ich wollte sie einfach dort absetzen und wurde spontan zum Kaffee und Abendessen eingeladen. Ich blieb fast bis Mitternacht bei der Familie und als der Ehemann nach Hause kam, stellte sich heraus, er war einer der bedeutendsten Architekten Neuseelands. Auf diese Art wurden über 80% meiner Wünsche erfüllt. Ich denke, das gelingt mir einerseits wegen meinem Vertrauen aber vor allem, weil ich alle Erwartungen loslasse. 

Peter: Welchen Einfluss hatte diese Reise auf dein weiteres Leben?

Patricia: Ich habe allen auf der Reise erzählt, dass ich mein eigenes Business starten will. Wenn ich davon erzählte, erlebte ich nur Unterstützung. Wieder zuhause fand diese Idee nicht so viel Zuspruch, vor allem, weil ich noch nicht wusste, mit was genau ich selbständig werden wollte. Ursprünglich wollte ich als Coach mit Kindern arbeiten, bis ich mich für etwas anderes entschied: aus meiner Sicht braucht eher das Umfeld den Support, damit die Bezugspersonen für die Kinder da sein können. Nach ein paar Monaten ohne Arbeit sorgten sich meine Freunde und Familie ernsthaft um mich. Nach insgesamt 1.5 Jahren ohne Anstellung gründete ich meine Firma. Das ersparte Geld hatte gereicht, ich war immer unabhängig und habe seither nie mehr als 60% gearbeitet. Mittlerweile bin ich im 8. Jahr Selbständigkeit.

Peter: Glaubst du an einen persönlichen Sinn des Lebens?

Patricia: Ich glaube nicht an einen vorgegebenen Plan, vielmehr, dass wir uns den Sinn unseres Lebens selbst frei wählen dürfen. Mein Fazit daraus, tue etwas so lange, wie es Dich interessiert, dann tue etwas Anderes – so sind wir immer im Fluss, inspiriert und haben Freude, an unseren Aufgaben.

Die Kinder lernen so am einfachsten, das habe ich bei meinem Sohn beobachtet.  Unser Verstand ist nie imstande das ganze Bild, die ganze Entwicklung zu erfassen. Die Kinder folgen einfach ihren Impulsen. Und die unglaublichen Erfolge, die sie ständig aus Eigenantrieb erzielen, sprechen für sich – das finde ich so faszinierend!

Ich nenne es die SEINS-Qualität, wenn wir Menschen im Fluss des Lebens sind. Ich öffne also Türen, oft auch Schleusen, zu neuen Betrachtungsweisen und Möglichkeiten, die zu einem neuen Leben führen. Was ich besonders gut kann, ist das Potenzial eines Menschen innert kürzester Zeit zu erfassen. Das kann schon mal einschüchternd wirken. Was jemand damit macht, ist nicht meine Angelegenheit. Ich gebe Impulse, hinterfrage festgefahrene Ideen, und dann dürfen sie selbständig den Weg gehen. Ich will niemandem den persönlichen Sieg nehmen und mir unnötige Arbeit ersparen. (lacht).

Als Beispiel zur Veranschaulichung, wie ich das meine: Ein 62-jähriger Kunde, dem nach über 20 Jahren Anstellung gekündigt wurde, wegen Ausgliederung der Abteilung ins Ausland, hatte meinen Wunschstellen-Ansatz anfänglich stark bezweifelt, realitätsfremd genannt und meinte: „Ich kann doch froh sein, wenn mich überhaupt noch jemand anstellt.“ Als er erkannte, dass es nichts zu verlieren gibt, hat er seine Wünsche klar formuliert: Ein Drittel weniger arbeiten, mehr Ferien und gleicher Lohn. Er war der Erste seines Teams, der eine Woche später nach einem Probe-Arbeitstag mit einem unterzeichneten Arbeitsvertrag zurückkam. Dank seines Beitrags an diesem Praxistag hat das neue Team einen neuen Lösungsansatz gefunden und wollte ihn unbedingt im Team haben. Fazit: weniger Arbeitszeit, mehr Lohn und ein Team, das ihn offen empfing.  Viele Menschen sind sich nicht bewusst, was sie wirklich wert sind.

Kunden und auch mein privates Umfeld geben mir oft die Rückmeldung, dass ich der einzige Mensch war, der an sie und ihre Möglichkeiten glaubte. Ich denke das unterschätzen wir komplett, wie wichtig es sein kann, an jemanden zu glauben und das auch auszusprechen.

Peter: Was machst du anders als der klassische Karriere-Coach?

Patricia: Wir arbeiten im Wunschstellen-Programm zuerst am Lifestyle und den Änderungswünschen für die beste Lebensqualität unserer Kunden. Die meisten brauchen zuerst eine Stärkung des Selbstwerts und Support beim Formulieren ihrer Wünsche. Am Anfang scheint es ihnen oft unerreichbar. 

Unser Ansatz bei der Persönlichkeitsentwicklung geht weit über einen Persönlichkeitstest hinaus. Unsere Kunden haben individuelle Herausforderungen. Manchmal ist es die Partnerschaft, die Sorge um eines ihrer Kinder, gesundheitliche Einschränkungen oder schlicht grundsätzliche Unzufriedenheit mit sich. 

Wir haben ein ausserordentlich breites Angebot an Persönlichkeits- und Transformations-Coaches. Gesundheit & Ernährung, Styling Beratung, die Sicherheit bietet in der persönlichen Präsentation, Fengshui für mehr Energie in der Wohnung oder am Arbeitsplatz, um einige zu nennen. Auch Musik spielt eine wichtige Rolle. Wir nutzen alle Register, um unsere Kunden mit den effizientesten Tools effektiv zu unterstützen.

Persönlich habe ich am Anfang meiner Selbständigkeit selbst ein Kleiderstyling gemacht. Ich trug Kleider, die ich selbst nie ausgesucht hätte. Es war für mich eindrücklich, wie ich mich in jedem Kleidungsstück anders gefühlt habe. Im Spiegelbild habe ich erkannt, was noch in mir steckt. Meine zukünftige Identität war entstanden. Erst wenn die Basis stimmt, beginnen wir mit der Definition der Wunschstelle und ganz am Schluss kommen das Karriere-Coaching und die Bewerbung, das ist dann noch ein Klacks.

Peter: Wieso begegnen viele immer wieder den gleichen Problemen bei der Arbeit?

Patricia: Ungeklärte Themen nehmen wir mit, von einer Arbeitsstelle zur nächsten, von einem Partner zum nächsten. Auf meiner Weltreise wurde mir das sehr bewusst. Ich habe viel Zeit am Strand oder auf Spaziergängen verbracht und mich gründlich reflektiert. Dabei hatte ich Inspirationen und Ideen, welche die Basis für meine Selbständigkeit und meine heutige Lebensqualität sind. Die Idee, nur 2 Tage zu arbeiten und 5 Tage frei zu gestalten, kam mir in Bali. Tatsächlich habe ich seit dem Beginn meiner Selbständigkeit nie mehr als 50 – 60% gearbeitet.

Die Aussage einer Business-Frau hat mich beeindruckt: "Seit ich alles delegiert habe, was mir keinen Spass macht, verdiene ich mich dumm und dämlich." Ich weiss genau, wieso das so ist. Es ist sogar wissenschaftlich beweisbar. Viele TOP-Coaches, die weltweit renommiert sind, nutzen dieses Wissen für ihre enormen Erfolge!

Persönlich komme ich immer wieder zurück auf essenzielle Fragen: Wer bin ich? Was will ich? Was kann ich? Im Gespräch mit meinen Kunden steht immer zuerst die Frage, was sie als nächstes tun wollen, nicht was der Markt von ihnen will. Ich helfe ihnen herauszufinden, welche Möglichkeiten es gibt. Wir erschaffen die Wunschstelle in der Vision und dann machen wir diese greifbar und real.

Ich habe jahrelang Kunden des RAV1) betreut. Auch da hatte immer die Stärkung der Persönlichkeit Priorität und die Option Selbständigkeit war ein wichtiger Teil der Stellenstrategie. Mit dem grossen Erfolg meiner Kunden in der Stellensuche, habe ich nach wenigen Wochen das Vertrauen der Personalberater erhalten und war ausgebucht. Man kann Arbeit und Privatleben nicht getrennt sehen, in erster Linie sind wir Mensch. Die Arbeit muss zum persönlichen Lifestyle passen und nicht umgekehrt. Bei meinem letzten Outplacement2)-Auftrag standen z.B. meine fünf Wochen Sommerferien am Meer nicht zur Verhandlung, das hatte ich meinem Sohn versprochen.

Peter: Ehrlichkeit und Vertrauen scheinen für dich sehr wichtige Werte zu sein.

Patricia: Ich habe oft gesehen, wie Druck-Strategien in Unternehmen eine gesamte Organisation gelähmt und ihre Effizienz markant geschmälert haben. Dann wird mehr Energie in den Erhalt seiner Position (auf allen Stufen, inklusive CEO) gesteckt, statt gemeinsam die Aufgaben zu lösen.

Damals habe ich viele Coachings im Rahmen der firmeninternen Karriere-Entwicklung durchgeführt und festgestellt, dass Vorgesetzte nicht erkannt haben, welche Talente sie in ihrem Team haben. Oft waren sie auch ahnungslos, dass diese Perlen gerade auf dem Absprung waren. Dies waren äusserst heikle Situationen für mich, da die gewonnen Informationen aus den Coachings vertraulich waren. Ich bin überzeugt, dass ein offener und aufrichtiger Austausch auf allen Ebenen ein Potenzial-Booster für jede Unternehmung ist. Sie bindet Mitarbeitende automatisch, ohne künstliche Anreize und alle wissen, dass ein „nein“ oder „das kann ich nicht gut“ oder „diese Tätigkeit interessiert mich nicht mehr, ich möchte lieber diese Aufgaben für Euch ausführen“ nicht mehr zu einer zwingenden Kündigung führt.

In dieser Zeit habe ich gelernt „nein“ zusagen. Mir wurde klar, dass ich nur noch als externer Coach in Unternehmen arbeiten werde, weil ich so mehr Einfluss auf diese Dynamiken habe. Als Angestellte, war mein Handlungsspielraum begrenzt, wenn ich nicht das Vertrauen verspielen wollte. Eine Zwickmühle, in der sich heute die Personalverantwortlichen leider oft befinden.

Peter: Funktioniert das Arbeitsleben auch ohne Druck, wenn Begeisterung und Vertrauen vorhanden sind?

Patricia: Ich arbeite fast nur noch im Fluss. Das gilt auch für mein Team: sie sollen die Arbeit dann machen, wenn sie eine zündende Idee haben, wie sie es einfach umsetzen können. Inspiration ist der Motor für aussergewöhnlich hohe Arbeitsqualität. Die Erfahrung zeigt, wir sind extrem effizient und es macht uns Spass. Ergo macht es uns auch nichts aus, mal länger an etwas zu bleiben.

Kürzlich hatte ich eine Idee für unser Marketing. An den nächsten 2 Abenden habe ich über 13 Seiten Text geschrieben, Marketingmaterial für ein ganzes Jahr, in 4 – 5 Stunden.

Ich habe das Glück, mit einem Kind zu leben. Ich liebe es, ihn zu beobachten und von ihm zu lernen. Er weiss immer, was er am liebsten tun will. So bleibt er oft länger als erwartet an einem Spiel, weil er davon begeistert ist. Sobald diese Begeisterung vorüber ist, geht er zum Nächsten. Ein glückliches Kind, das sehr viel gelernt hat, ohne Druck und Zwang. Das hat mich inspiriert, es ihm nachzumachen.

Peter: Was verändert sich gerade bei dir?

Patricia: Ich werde immer mutiger, immer frecher und diese Einstellung überträgt sich auch auf mein Umfeld. Das hat nichts mit egozentrisch sein zu tun, sondern mit Klarheit und Vertrauen. Die Summe der Talente von gestärkten Menschen hat ein riesiges Potential. Früher habe ich Win-Win Situationen für Arbeitgeber und Arbeitnehmer erreicht, heute ist es Win-Win-Win, also auch für mich und mein Team. Als ich herausgefunden habe, wie viel Geld die Firmen durch unsere Arbeit sparen, hatte ich kein schlechtes Gewissen, unser Honorar zu erhöhen.

Dieser Mindset manifestiert sich gerade sehr schön in meinem aktuellen Projekt  www.wunschstelle.ch

Das Wunschstellen-Programm setzt neue Massstäbe in der kooperativen Zusammenarbeit. Es ist uns in den letzten Monaten gelungen, Partnerschaften zu bilden mit Top-Coaches aus den unterschiedlichsten Fachbereichen. Freiwilligkeit ist unser Credo. Uns verbindet, dass wir alle Teamplayer sind. Wir sind gerade dabei eine neue Ära im Teamwork aufzubauen. Hierarchische Firmen-Konzepte und Unterordnung interessieren uns nicht. Wir nutzen alle Register, um eine Unternehmenskultur mit Quanten-Methoden zu transformieren. Das ist nicht schwierig und braucht auch nicht viel Effort. Dazu haben wir ein neues Projekt lanciert – Die Wilde 11. Hier entstehen gerade neue Möglichkeiten, die meine kühnsten Visionen übertreffen.

Peter: Herzlichen Dank für dieses inspirierende Gespräch. Möchtest du uns noch etwas mitgeben?

Patricia: Wir sind in einer Zeit, die so viele Möglichkeiten bietet, wie noch nie zuvor! Meine Kunden und Geschäftspartner wissen, wovon ich spreche, weil sie es selbst erleben. Alles beginnt mit der Sichtweise, wie Du Dich und Deine Möglichkeiten einschätzt.

Der wichtigste Teil meiner Arbeit ist mein Glaube an das Können und den Erfolg meiner Kunden. Sie spüren das und werden selbst mutiger, ihre Wünsche umzusetzen.

Auf meinem Weg haben viele Menschen dasselbe für mich getan. Meine Mutter als Beispiel: Ich habe immer ihren vollen Rückhalt, auch wenn sie meine Vorhaben anfänglich oft als risikoreich einschätzt. Das gebe ich heute gerne weiter, weil ich sehe, dass es lebensverändernd ist. Etwas, das mein Leben weiter positiv beeinflusst hat, war die Ausbildung zum Coach/Supervisor agp/bso, weil ich Gleichgesinnte getroffen habe. Unsere Wege kreuzen sich immer wieder und das ist schön.

   

1) regionales Arbeitsvermittlungszentrum

2) Outplacement = Begleitung von gekündigten Mitarbeitenden eines Unternehmens bei der Karriere-Entwicklung